Die nächste Katastrophe: Die Inflation 1923

Banknote über 20 Billionen Mark von 1923

Quelle: StuKrADN, Notgeld, 20.000.000.000.000 Mark, 1923

Die Geschichte der Inflation 1923 beginnt eigentlich mit dem Ersten Weltkrieg. Bis zum Beginn des Krieges 1914 ist etwa ein Drittel des Geldumlaufs durch Goldreserven gedeckt – diese Koppelung wird schließlich aufgehoben. Es wird mehr Geld in Umlauf gebracht. Die immensen Kosten des Krieges wurden zudem vielfach durch Anleihen finanziert, wenig durch Steuererhöhung. Durch die Seeblockade und die fehlenden Importe, die für die Versorgung der Bevölkerung katastrophale Folgen hatte, wurde das Geld weiter entwertet. Der Staat begann, mehr und mehr Geld in Umlauf zu bringen. Das Versprechen bei den Aufrufen, Kriegsanleihen zu zeichnen, war stets, dass nach Gewinn des Krieges die Unterlegenen Reparationen leisten sollten. Der verlorene Krieg sorgte nun dafür, dass Deutschland Reparationen leisten muss. Durch die Kriegsanleihen verloren außerdem viele Menschen einen Großteil ihres Ersparten.

Nach dem Krieg

Als 1921 die Höhe der Reparationsleistungen festgelegt wird, nimmt die Entwertung weiter zu. Die Rheinland- und schließlich die Ruhrbesetzung 1923  gemeinsam mit dem „passiven Widerstand“ führen zur Katastrophe. Die Menschen im Ruhrgebiet werden aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Um sie weiter bezahlen zu können, stellt der Staat Geld bereit – das er drucken lässt. Um die benötigte Menge in Umlauf bringen zu können, wird den Städten und später auch privaten Unternehmen erlaubt, Geld zu drucken. So nimmt die Geldmenge, die im Umlauf ist, ständig zu. Etwa 30 Papiermühlen und 130 Druckereien sind zum Höhepunkt im Einsatz.

Mit dem passen Widerstand entscheidet sich die Reichsbank, den Wechselkurs der Mark zu stabilisieren, indem sie die Goldreserven ebenso wie die Devisen nutzt. Das geht bis zum 18. April 1923 gut, die Reserven sind aufgebraucht und die Entwertung des Geldes nimmt rasend schnell zu.

All diese Entscheidungen führen dazu, dass das Geld in Deutschland im Jahr 1923 mehr und mehr an Wert verliert. Die Zahlen auf den Banknoten werden ständig größer, die Reichsbank gibt im Sommer 1923 Scheine aus, die einen Wert von 100 Millionen Reichsmark haben. Anfang September gibt es schließlich 500-Millionen-Mark-Scheine. Die Preise für Lebensmittel etc. steigen ebenso schnell, ein Laib Brot (ca. 1800g) kostet Anfang September 440.000 Mark, zwei Wochen später bereits 3.500.000 Mark. Diese Steigerungen sind bereits im Sommer sichtbar – im September wird schließlich der Lohn an die Preissteigerungen angepasst. Doch es nützt kaum etwas.

Erinnerungen, die bleiben

Eine Menge ähnlich klingender Geschichten aus dem Sommer und Herbst 1923 sind überliefert, sie erzählen oft davon, dass man den Lohn so schnell wie möglich ausgibt, da das Geld direkt wieder an Wert verliert. Die Geschichten, wie man mit Wäschekörben voll Geld einkaufen geht und der Korb gestohlen, die Geldscheine aber nicht angetastet werden.

Die Situation stabilisiert sich im November 1923. Nachdem der „passive Widerstand“ im September 1923 abgebrochen wird, wird zudem im November die Rentenmark als Übergang eingeführt. Eine Rentenmark entsprach dabei einer Billion Mark – etwa 4,20 Dollar. Der Geldumlauf wird reduziert, die politische Lage verbessert sich und mit dem so genannten Dawes-Plan werden auch die Reparationszahlungen neu geregelt.

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Literatur:

Jones, Mark: 1923. Ein deutsches Trauma, Berlin 2022.

https://historisches-museum-frankfurt.de/sites/default/files/uploads/hmf_schneekugelmagazin_05_2023_230418_kl1.pdf 

Kunzel, Michael: Inflation: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/innenpolitik/inflation 

Scriba, Arnulf: Währungsreform 1923: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/innenpolitik/waehrungsreform-1923.html 

 

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