Der Versailler Vertrag

Schwarz-Weiß-Foto des Spiegelsaals von Versailles. Links Spiegel, oben mehrere Kronleuchter und ein Deckengemälde. Die Fenster rechts sind nur noch andeutungsweise zu sehen.

Der Spiegelsaal in Versailles

In Versailles – nahe Paris – beginnt im Januar 1919 nach dem Ende des Ersten Weltkriegs die Friedenskonferenz. 32 Staaten nehmen teil, Deutschland und Österreich-Ungarn werden ausgeschlossen. Tonangebend ist der „Rat der vier“ (Frankreich, Großbritannien, die USA und Italien).  Am Ende der Verhandlungen steht der Versailler Friedensvertrag und auch die Gründung des Völkerbunds, der den Frieden sichern soll.

Was war passiert?

Nachdem Deutschland und Österreich-Ungarn 1918 den Krieg verloren hatten, wird kurz darauf in Frankreich begonnen, eine neue Friedensordnung zu verhandeln. Da hier eine ganze Menge unterschiedlicher Ansichten aufeinandertreffen, entsteht am Ende ein Friedensvertrag mit mehr als 400 Artikeln: der Versailler Vertrag. In Deutschland hatte man trotz der Niederlage auf einen „Ausgleichsfrieden“ gehofft, also einen Vertrag, an dem sie mit verhandeln durften. Doch sie werden von den Verhandlungen ausgeschlossen. Das hatte wohl auch mit der Annahme der alleinigen Schuld Deutschlands (und seiner Verbündeten) zu tun.

Was besagt der Vertrag?

Deutschland verliert alle Kolonien, ein Siebtel seines Territoriums und damit etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Dies betrifft Gebiete im Osten und Elsass-Lothringen, das man nach dem deutsch-französischen Krieg annektiert hatte. Außerdem wird Danzig eine freie Stadt und das Saargebiet untersteht für 15 Jahre dem Völkerbund, dann soll eine Abstimmung entscheiden, was passiert. Frankreich hätte Deutschland gerne weiter verkleinert, um die möglichen Gefahren zu bannen, doch das lehnen andere auf den Verhandlungen ab.

Es wird zudem die Größe des Militärs festgelegt, viele Bereiche werden reduziert und das gesamte Rheinland zur entmilitarisierten Zone erklärt. Darüber hinaus wird das Rheinland besetzt, geplant ist dies für 15 Jahre, doch nach zehn Jahren ziehen die Truppen 1929 in weiten Teilen ab.

Paragraph 231 des Vertrags besagt zudem, die alleinige Kriegsschuld liege bei Deutschland und seinen Verbündeten. In diesem Zusammenhang ist eine wichtige Frage die der Reparationszahlungen. Besonders Frankreich hat stark unter dem Krieg gelitten und verlangt Entschädigung. Eine genaue Summe wird hier jedoch noch nicht festgelegt, es wird nur entschieden, dass Reparationen zu leisten sind – den genauen Umfang legen eine Reihe Konferenzen später fest. Der Paragraph dient einer Legitimation für die geforderten Leistungen – eigentlich nur eine Nebenbemerkung. Doch die emotionale Bedeutung für die Deutschen macht ihn zum primären Ziel der Angriffe auf den Vertrag.

Und in Deutschland?

In Deutschland hegt sich Widerstand gegen den „Diktatfrieden“, wie er genannt wird. Man hatte keinerlei Mitspracherecht und empfindet die getroffenen Regelungen als zu hart. Der Vertrag wird von allen Parteien abgelehnt, die Regierung von Philipp Scheidemann tritt sogar geschlossen zurück, weil sie sich weigert, den Vertrag zu unterzeichnen (wobei man dazu sagen muss, die Hälfte hatte für die Annahme gestimmt, die Hälfte dagegen). Unter dem Druck der anderen Staaten wird im Juni 1919 der Vertrag doch unterzeichnet – symbolträchtig im Spiegelsaal von Versailles. Hier fand 1871 die Gründung des Deutschen Kaiserreichs statt. Auf ihrem Weg zum Spiegelsaal musste die deutsche Delegation mehrere Männer mit Kriegswunden passieren, und die begangenen Gräuel noch einmal deutlich zu zeigen.

Der Versailler Vertrag wird in den 1920er Jahren immer wieder genutzt, um gegen die Weimarer Demokratie und auch gegen das Ausland publizistisch tätig zu werden. Es wurden schnell falsche Informationen gestreut und Hass geschürt – wie die Dolchstoßlegende. Nach ihr sei die Armee unbesiegt, die Menschen in der Heimat hätten ihnen von hinten den Dolch in den Rücken gerammt. Die tatsächlich Verantwortlichen für den Krieg blieben dagegen unbehelligt.

 

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Literatur:

Altmann, Gerhard/Scriba, Arnulf: Die Pariser Friedenskonferenz https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/aussenpolitik/pariser-friedenskonferenz.html 

Mai, Gunther: Die Weimarer Republik, München 2009.

Richter, Hedwig: Demokratie. Eine deutsche Affäre. Vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, München 2020.

Scriba, Arnulf: Der Versailler Vertrag, https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/aussenpolitik/versailler-vertrag.html 

https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/283961/vor-100-jahren-pariser-friedenskonferenz/

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