Vom Suchen und Finden der Leidenschaft

BLOGPARADE: „VERLOREN UND WIEDERGEFUNDEN? MEIN KULTURBLICK!“ | #KULTBLICK

Bereits vor einigen Tagen bin ich auf die Blogparade des Archäologischen Museums Hamburg und Tanja Praske aufmerksam geworden, ich habe lange überlegt wie ich formuliere, was ich gerne aussagen würde. Denn die Idee zur Blogparade gefiel mir auf Anhieb unheimlich gut und ich wollte versuchen, mich dabei auch einzubringen, wenngleich ich gar keinen eigenen Blog habe und (naheliegender Weise) auch wenig Erfahrung darin. Aber das Thema ließ mich nicht los.

Kultur hat für mich viel mit Individualität zu tun – man kann sich ausprobieren und findet einen Platz, an dem man sich wohl fühlt. Kann sich gemeinsam für etwas begeistern oder darüber diskutieren. Es bleibt Platz für Interpretation und Wahrnehmung – und Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Für Kultur braucht man auch Muße und Freude. Für mich kommt Wohlfühlen und Begeisterung hinzu. Denn mein Alltag und meine Umgebung haben enormen Einfluss darauf, wie viel Muße bleibt für Kultur. Dabei kann die Leidenschaft für Kultur verloren gehen.

Ich habe Geschichte studiert, weil es mich interessiert hat. Nicht auf Lehramt, Lehrer wollte ich nicht werden. Soviel wusste ich, mehr aber auch nicht. Es werde sich schon etwas finden, war ich mir sicher. Und mein Umfeld bestärkte mich darin, ich solle das tun, was mich interessiere, denn nur das werde ich gut machen. Das empfand und empfinde ich als wunderbare Unterstützung. Ich zeigte eine große Begeisterung für mein Fach, war fasziniert von Zusammenhängen und Entwicklungen. Und mit Eifer dabei. Ich besuchte gerne Ausstellungen in Museen und ließ mir im Rahmen von Rundgängen spannende Anekdoten über Exponate erzählen. Auch Einblicke in Archive faszinierten mich – je älter, desto interessanter! Trotzdem nahm ich das erste Angebot an, das ich nach dem Studium erhielt: Mitarbeiterin in einem Softwareunternehmen, es war eine „sichere“ Wahl. Aber mir ging etwas verloren. Meine Leidenschaft. Ich hatte nicht mehr die Muße, mich mit Kultur in Form von Ausstellungsbesuchen zu beschäftigen, war meist unzufrieden, wusste aber nicht genau woran es lag. Vielleicht daran, dass ich immer das Gefühl hatte, nicht genau in die Umgebung zu passen, ohne dass sie unfreundlich oder abweisend gewesen wäre.

Also kündigte ich. Ohne neue Stelle, einfach mit der Idee, wieder etwas mit Geschichte machen zu wollen. Und so begann ich fünf Jahre nach meinem Studium erneut als Praktikantin. Dieses Mal im Museum – und ich liebte es. Im Museum fühlte es sich richtig an. Ich begann eine Weiterbildung im Kulturmanagement und besuchte Tagungen, um mich einzufinden. Je länger ich dabeiblieb, desto sicherer war ich, dass es für mich die richtige Wahl war. Ich besuche wieder mit Begeisterung unterschiedliche Ausstellungen und setze mich mit der Konzeption auseinander. Auch Rahmenprogramme rund um eine Ausstellung nehme ich interessiert wahr, da ich diese Art Angebote ebenso spannend finde und auch hier immer auf der Suche nach Ideen für das Haus bin, in dem ich seit meinem Praktikum tätig bin. Dabei hat es mir auch der digitale Bereich sehr angetan – ich besuchte begeistert meinen ersten Instawalk, informiere mich über Twitter zu aktuellen Trends und versuche das eine oder andere ebenfalls umzusetzen. Aber nicht nur die Art der Aufbereitung, auch die Objekte selbst versetzen mich in Erstaunen. In Wien verbrachte ich als Mediävistin gefühlte Stunden in der Schatzkammer vor der Krone der Herrscher des Heiligen Römischen Reichs und war sprachlos ob der Geschichten, die sie erzählen könnte. Ich erinnerte mich an einiges, das ich vor Jahren in Vorlesungen gehört hatte und kramte in meiner Erinnerung nach weiteren Informationen, die ich vielleicht einmal gelernt hatte. Es machte wieder Freude, sich eine ganze Zeit lang einfach dort aufzuhalten und in Gedanken versunken zu sein.

So habe ich durch die für mich richtige Berufswahl den Bezug zu Kultur wiedergefunden, denn nur, wenn ich persönlich das Gefühl habe, ich bin richtig angekommen, habe ich Energie und Muße, mich auch in meiner Freizeit der Kultur zu widmen. Dass ich nun auch beruflich damit zu tun habe, verleidet es mir bisher nicht, sondern macht es vielmehr noch interessanter, da man weitere Einblicke gewinnen kann. Dass man auch hinter die Kulissen schauen und eigene Ideen einbringen kann.

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