#DHMDemokratie und Frauenwahlrecht

Der Aufruf zur Blogparade #DHMDemokratie des Deutschen Historischen Museums und Tanja Praske beschäftigt sich mit der Frage, was Demokratie für die Menschen bedeutet und nennt als ein Beispiel auch das Frauenwahlrecht. Das hat mich gleich hellhörig gemacht. In der nächsten Sekunde war ich aber unsicher – so viel wusste ich noch gar nicht über das Thema. Konnte ich wirklich schon einen Beitrag schreiben? Für eine Blogparade? Wir werden sehen, wo wir am Ende ankommen.

Denn in diesem Jahr dürfen Frauen in Deutschland seit 100 Jahren wählen und gewählt werden. Zu diesem Anlass war zumindest ein bisschen was los. Das Jubiläum rückte kurz die Entwicklung und die Frauenbewegung des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts in den Fokus. Dabei erscheint mir besonders ein Gedanke erwähnenswert, in der Einleitung zu ihrem Band „Frauenwahlrecht. Demokratisierung der Demokratie in Deutschland und Europa“ erwähnen die Herausgeberinnen Hedwig Richter und Kerstin Wolff, dass Demokratiegeschichte sich gerne als eine heldenhafte, revolutionäre versteht. Dass die Einführung des Frauenwahlrechts nur im Zusammenhang mit den Suffragetten lobend erwähnt wird. Die Einführung in Deutschland werde als Ergebnis des Ersten Weltkriegs und der anschließenden Revolution dargestellt.[1] Dabei ist der lange andauernde Kampf für die Einführung eines allgemeinen Wahlrechts für Frauen wesentlich für den Erfolg. Und er ist ebenso ein Teil Demokratiegeschichte.

Ein konkretes Datum für das Einsetzen der Frauenbewegung ist nicht ganz einwandfrei zu bestimmen, manchmal wird es mit der Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF) 1865 als Beginn einer organisierten Bewegung gleichgesetzt.[2] Aber eine Bewegung war wohl schon vorher da. Da wäre Louise Otto-Peters, die bereits 1848/49 ein Wahlrecht für Frauen forderte und damit wohl zu eine der ersten Frauen weltweit zählt.[3] Die Revolution scheiterte jedoch und damit zunächst auch die Forderung nach einem Wahlrecht für Frauen. Aber Louise Otto-Peters – und nicht nur sie – setzten sich weiterhin für dessen Einführung ein. Dazu gehörte eben auch die Gründung des erwähnten ADF. Die Bewegung breitete sich in den kommenden Jahren aus und führte auch zu einer internationalen Vernetzung. Sie setzten sich in verschiedenen Bereichen für die Gleichberechtigung ein, dazu gehörte die verbesserte Bildung für Mädchen und Frauen, die Verbesserung der Erwerbstätigkeit, ein veränderter Umgang mit Prostitution sowie die Einführung des Frauenwahlrechts.[4] Ein wichtiges Element war dabei die publizistische Tätigkeit – als Autorin sei als Beispiel Hedwig Dohm genannt.[5]

Frauen organisierten Veranstaltungen, engagierten sich auf lokaler Ebene und setzten sich auf vielfältige Weise für ihre Rechte ein. Dass sie bis 1908 nicht Mitglied in Parteien werden durften, erschwerte die Arbeit zusätzlich.[6] Dabei gab es mehrere Bewegungen, die aber, wie lange angenommen, nicht gegeneinander arbeiteten, sondern das Ziel, die Einführung des Wahlrechts für Frauen, nur auf unterschiedlichem Wege erreichen wollten.[7] Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs war da mehr ein Rückschritt als dass er die Einführung eines allgemeinen Wahlrechts für Frauen begünstigte.

Die friedliche aber gleichzeitig konsequente Forderung nach einem Frauenwahlrecht in Deutschland macht deutlich, dass demokratische Rechte auf vielfältigen Wegen gewonnen werden können. Und Teilhabe ist ein wichtiges (von zahlreichen) Element der Demokratie (die aber nicht für alle in einem Maße gilt, wie es wünschenswert wäre). Sie zeigt aber auch, dass Demokratie nicht ohne Aufwand und Arbeit zu gestalten ist, sie sollte mit Leben gefüllt werden und es ermöglichen, dass die Menschen sich frei entfalten – ohne andere zu verletzen. Respekt ûnd Toleranz sind dabei ebenso wichtig, denn ohne sie ist das Zusammenleben für alle auf Dauer meiner Meinung nach kaum machbar.

 

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[1] Richter, Hedwig, Wolff, Kerstin, Demokratiegeschichte als Frauengeschichte, in: Richter, Hedwig, Wolff, Kerstin (Hgg.): Frauenwahlrecht. Demokratisierung der Demokratie in Deutschland und Europa, Hamburg 2018, S. 8.

[2] Susanne Schötz, Politische Partizipation und Frauenwahlrecht bei Louise Otto-Peters, in: Richter, Hedwig, Wolff, Kerstin (Hgg.): Frauenwahlrecht. Demokratisierung der Demokratie in Deutschland und Europa, Hamburg 2018, S. 188.

[3] Schötz, Partizipation, S. 191

[4] Wolff, Kerstin, Ziele, Organisation und Entwicklung der ersten deutschen Frauenbewegung (1865-1914) in: Linnemann, Dorothee (Hrsg.), Damenwahl! 100 Jahre Frauenwahlrecht, Frankfurt 2018, S. 72.

[5] Wolff, Ziele, S. 74.

[6] , Ebd.

[7] Wolff, Kerstin, Noch einmal von vorn und neu erzählt. Die Geschichte des Kampfes um das Frauenwahlrecht in Deutschland, in: Richter, Hedwig, Wolff, Kerstin (Hgg.): Frauenwahlrecht. Demokratisierung der Demokratie in Deutschland und Europa, Hamburg 2018, , S. 38.

 

1 Antwort

  1. Tanja Praske sagt:

    Liebe Lisa,

    merci für deine Gedanken zu #DHMDemokratie – freut mich sehr, dass du konkret das Frauenwahlrecht dir rausgepickt hast und für mich neue Aspekte dazu ausbreitest. Überhaupt lernte ich extrem viel über die Vielzahl der spannenden Gedanken zu dieser Blogparade. Am Ende wird es für die Initiatoren immer turbulent, zugleich aufputschend, weil wir Impulse für eigene Gedanken setzen konnten. Das funktioniert aber nur, wenn es engagierte Blogger wie dich gibt, die gerne über gesellschaftspolitische Fragestellungen nachdenken.

    Tatsächlich hast du bei den letzten Museumsblogparaden von #KultBlick an über #SchlossGenuss, #DHMMeer, #SalonEuropa zu #DHMDemokratie mitgemacht – merci dafür! Tatsächlich machten das weitere Bloggenden, worüber ich sehr glücklich bin.

    Eure und Deine Gedanken bereichern. Du bietest mir hier Stoff zum Nachfassen, vielleicht sogar für ein zukünftiges Projekt, mal schaun.

    Alles Liebe dir und ganz herzlich Merci!

    Tanja von KULTUR – MUSEUM – TALK

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